Literatur und Musik mit Armin Huttenlocher (Sprecher) und
Jean-Christophe
Schwerteck (Piano) anlässlich 84 Jahre Pogromnacht.
Paul
ist Pianist, verheiratet mit der Jüdin Sophie. Mit ihren Kindern
Jakob und Hanne führen sie ein bescheidenes, aber glückliches
Leben. Bis die Synagogen brennen und Paul aufgefordert wird, sich von
seiner jüdischen Frau zu trennen.
Paul
widersetzt sich und verliert nach und nach alles: Er wird aus dem
Orchester entlassen, erhält Unterrichtsverbot, kommt mehrfach für
Wochen und Monate ins „Erziehungslager“. Als er von einem solchen
Lageraufenthalt zurückkommt, sind seine Frau und die beiden Kinder
verschwunden.
Dass
sie von einem Bauern vor der Deportation bewahrt wurden und nun
versteckt werden, weiß er nicht, und erfährt er auch nicht. Sieben
Jahre lang. Eine Auseinandersetzung mit dem Dorf-Nazi bringt ihm eine
Verurteilung zu Gefängnis und Zwangsarbeit in einer Ledergerberei
ein.
Nach
dem Ende des Nazi-Regimes findet sich die Familie wieder. Doch das
Glück ist getrübt. Die Hände des Pianisten sind von der Arbeit in
der Ledergerberei verätzt. Stundenlang sitzt er am Klavier, versucht
unter Schmerzen zu spielen, mit verwundeten, nie mehr heilenden
Händen. Zwei Jahre. Dann nimmt er sich mit Gift das Leben.
Sophie,
seine jüdische Frau zieht die beiden Kinder alleine groß. Über das
Erlebte wird sie so wenig sprechen wie ihre beiden Kinder.
Der
Autor:
Armin
Huttenlocher, geboren 1962, aufgewachsen in einem Dorf unweit von
Tübingen, begann seine Laufbahn als Journalist und arbeitet heute
als politischer Berater und Vermittler in Krisen- und Konfliktfällen,
zuletzt in Nigeria, Syrien und in der Ukraine. Er gehört zu den
Mitgründern und Gesellschaftern der Berliner Denkfabrik „LibMod –
Zentrum für eine Liberale Moderne“. Im vergangenen Jahr hat er
Deutschland verlassen und lebt seitdem in der Schweiz und in Italien.
Nach
zahlreichen journalistischen und essayistischen Arbeiten ist die
Erzählung „Bis Ihr am Klang zerschellt“ sein literarisches
Debüt. Die
Erzählung ist seinen Kindern gewidmet und war nicht zur
Veröffentlichung bestimmt. Die aktuellen politischen Entwicklungen
und die alarmierende Zunahme antisemitischer Vorfälle und Tendenzen
haben den Autor veranlasst, dies nun doch zu tun: „Was um uns herum
geschieht, muss nachdenklich machen. Die Errungenschaften von
Freiheit und Demokratie sind in Gefahr, wenn die Erinnerung an die
Vergangenheit verblasst. Es ist Zeit aufzustehen und dem ‚Nie
wieder!‘ neue Klarheit und Entschiedenheit zu geben.“
Der
Pianist:
Der
aus Tübingen stammende Pianist Jean-Christophe Schwerteck erhielt
seine professionelle Ausbildung an den Staatlichen Musikhochschulen
in Karlsruhe und Köln sowie am Rimsky-Korsakow-Konservatorium in St.
Petersburg, wo er Meisterschüler des international renommierten
Professors Nikita Juzhanin war. Dessen Einfluss prägte seine
künstlerische Entwicklung entscheidend. Weitere Impulse erhielt er
bei Fortbildungs- und Meisterkursen u.a. bei Jürgen Uhde und
Vladimir Feltsmann. Schon früh wurde Jean-Christophe Schwerteck bei
nationalen Jugendwettbewerben ausgezeichnet. Mit 18 Jahren wurde er
erster Preisträger der „AMSA World Piano Competition" in
Cincinnati (USA) und spielte im anschließenden Preisträgerkonzert
in der Carnegie Hall (New York). Zahlreiche Konzertauftritte in
Klavier- und Kammermusikabenden und als Solist mit Orchester führten
ihn seitdem in verschiedene europäische Länder sowie nach Japan
(u.a. Kioi-Hall Tokyo), in die USA und nach Ecuador. Regelmäßig
wird er zu internationalen Musikfestivals eingeladen. Zu seinen
weiteren pianistischen Aktivitäten gehören auch Rundfunkaufnahmen.
Eines seiner wichtigen Konzertprojekte war die in Kooperation mit dem
Musikwissenschaftlichen Institut der Universität Tübingen
durchgeführte Konzertreihe „Schumanniana“ (2016-2017), die auch
wenig bekannte Aspekte der Musik Robert Schumanns beleuchtete und in
der er als Solist und Liedbegleiter auftrat. Seit 2003 leitet
Jean-Christophe Schwerteck zusammen mit seiner Klavierduopartnerin
Sachi Nagaki das Piano College Maestro und die Gesellschaft
MaestroMusic in Tübingen, mit der sie gemeinsam Konzerte und
Meisterkurse organisieren. Von 2008 bis 2010 unterrichtete er im
Rahmen eines Lehrauftrags für Klavier an der Musikhochschule in
Trossingen. Seit Oktober 2016 ist er Klavierdozent an der Hochschule
für Kirchenmusik in Rottenburg. Bei internationalen Klaviermeister-
und Fortbildungskursen ist er als Dozent gefragt.
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